Stempel selber schnitzen
In diesem Artikel möchte ich dir in einfachen und schnellen Schritten zeigen, wie du deinen eigenen Stempel schnitzen kannst. Doch bevor wir loslegen, benötigen wir noch das passende Werkzeug – dann sind wir schon fast startklar!
Falls du in der Schulzeit traumatische Erfahrungen mit dem Linolschnitt gemacht hast, möchte ich dir an dieser Stelle die Sorge nehmen. Das Material, mit dem wir hier arbeiten, ist viel weicher und nachgiebiger, sodass es deutlich leichter zu bearbeiten ist.
Trotzdem möchte ich dich dazu ermutigen, vorsichtig und konzentriert zu arbeiten. Bei Unachtsamkeit oder Ungeduld besteht Verletzungsgefahr, da scharfe Werkzeuge zum Einsatz kommen. Aber keine Sorge: Mit der richtigen Herangehensweise und ein wenig Geduld wirst du dein persönliches Stempelkunstwerk schon bald in den Händen halten!
Material und Werkzeug
Schritt 1 - Schnitzwerkzeug
Nimm dir einen Moment Zeit, um dir deine Materialien und Werkzeuge in Ruhe anzusehen. Wenn du ein ähnliches Set wie auf dem Bild hast, verfügst du über fünf verschiedene Klingen, einen Griff und ein Holzstäbchen. Die Klingen bestehen in der Regel aus vier gebogenen bzw. halbrunden Varianten in unterschiedlichen Größen sowie einem flachen Messer.
Um die Klingen im Griff zu befestigen, steckst du das runde Ende der Klinge in die dafür vorgesehene Öffnung am Griff. Achte darauf, die Klinge nicht mit den Fingern von oben hineinzudrücken, da sie sehr scharf ist. Verwende stattdessen das Holzstäbchen, um die Klinge sicher und fest im Griff zu fixieren.
Das Holzstäbchen ist auch praktisch, wenn du die Klinge später wieder entfernen möchtest. Dazu steckst du es in das Loch auf der Rückseite des Griffs. Mit einem leichten Druck kannst du die Klinge so sicher und mühelos herauslösen.
Mit dieser Vorbereitung bist du bestens ausgestattet, um kreativ loszulegen – und das ganz ohne Verletzungsgefahr!
Schritt 2 - Skizze auf den Stempel übertragen
Jetzt bringen wir das Motiv auf den Gummi. Beachte dabei, dass dein Motiv beim Stempeln spiegelverkehrt erscheint. Deshalb kannst du dir das Erstellen einer spiegelverkehrten Skizze sparen – warum, erkläre ich dir jetzt.
Zuerst zeichnest du dein Motiv mit einem Bleistift auf ein Blatt Papier. Skizziere es in Ruhe, feile die Details aus und finalisiere dein Design, bis du zufrieden bist. Anschließend kannst du es mit einem Stück Butterbrotpapier abpausen, falls du das Motiv genau positionieren möchtest. Dieser Zwischenschritt ist optional – wenn er dir zu aufwendig ist, kannst du ihn auch überspringen.
Als Nächstes drückst du dein Motiv mit der bemalten Seite auf den Gummi. Durch kräftigen Druck überträgst du den Graphit des Bleistifts auf die Oberfläche des Gummis. Voilà – dein Motiv ist jetzt spiegelverkehrt auf den Gummi übertragen! Das ist besonders wichtig, wenn du mit Schrift oder Buchstaben arbeitest. Denn sobald du den Stempel benutzt, wird das Motiv korrekt herum auf das Papier gedruckt.
Ein Tipp: Überlege dir vorher genau, welche Bereiche deines Motivs stehen bleiben sollen. Es kann hilfreich sein, die Flächen, die du entfernen möchtest, zu schraffieren – oder umgekehrt die Stellen, die stehen bleiben sollen. Das hilft dir, den Überblick zu behalten und deine Arbeit sauber und präzise zu gestalten.
Jetzt bist du bereit, dein Motiv mit dem Schnitzwerkzeug auszuarbeiten!
Schritt 3 - Stempel schnitzen
Jetzt ist es Zeit, zu deinem Schnitzwerkzeug zu greifen! Ich persönlich beginne in der Regel mit einer größeren Klinge, um die groben Bereiche auszuarbeiten, und wechsle dann zu kleineren Klingen, um immer präzisere Details herauszuarbeiten. Je filigraner die Bereiche, desto feiner sollte die Klinge sein, die du verwendest.
Da ich in diesem Fall eine Schrift stempeln möchte, arbeite ich besonders vorsichtig entlang der Ränder meiner Skizze und lasse die Bleistiftlinien bewusst stehen. So habe ich eine klare Orientierung und vermeide ungewollte Fehler. Den überschüssigen Gummi schneide ich abschließend mit einem Cuttermesser sauber ab.
Nimm dir genügend Zeit und arbeite mit Geduld – vor allem, wenn dies dein erster Stempel ist. Meine wichtigste Anmerkung für dich: Was weg ist, ist weg. Fehler lassen sich bei diesem Prozess nicht mehr rückgängig machen. Deshalb lohnt es sich, lieber einen Moment länger zu überlegen, bevor du weiterschnitzt.
Mit Ruhe und Sorgfalt wird dein Stempelprojekt sicher gelingen – und du wirst stolz auf dein erstes selbstgemachtes Kunstwerk sein!
Schritt 4 - Stempeldruck
Schnapp dir dein Stempelkissen – es ist Zeit für den ersten Testdruck! Dieser Schritt ist besonders wichtig, denn er hilft dir, kleine Fehler oder überstehende Gummireste zu erkennen. Wenn du beim Abdruck siehst, dass an einigen Stellen noch zu viel Gummi steht, kannst du diese Bereiche vorsichtig nachbearbeiten. Wiederhole den Testdruck so oft, bis du mit dem Ergebnis voll und ganz zufrieden bist.
Für dein Stempelkissen kannst du handelsübliche Varianten in den Farben deiner Wahl verwenden. Experimentiere ruhig ein wenig! Manche Farben lassen sich auch gut mischen oder überlappen, sodass schöne Farbverläufe entstehen können.
Wenn du größere Motive gestalten möchtest, kannst du statt eines Stempelkissens auch spezielle Linoldruckfarben verwenden. Hierfür gibt es zusätzliches Zubehör, wie Farbrollen (Brayer), um die Farbe gleichmäßig auf dem Stempel zu verteilen, und Werkzeuge, um die Farbe gleichmäßig auf das Papier zu pressen. Für besonders präzise Ergebnisse gibt es sogar Druckpressen. Aber keine Sorge – wir starten hier erstmal klein und konzentrieren uns auf das Wesentliche.
Viel Spaß beim Testen und Verfeinern deines ersten Stempeldrucks!
Abschluss - Tipps
Und schon sind wir am Ende angekommen! Vielleicht hat dich das Schnitzen jetzt richtig begeistert, und du möchtest gleich noch viele weitere tolle Stempel anfertigen. Das Schöne daran ist, dass Stempel nicht nur kreativ und individuell sind, sondern auch nachhaltig. Du sparst dir möglicherweise teure Druckkosten und lange Versandzeiten, wenn du deine eigenen Designs einfach selbst stempelst.
Mit schönem Papier, stimmungsvollen Farben und deinem handgefertigten Stempel kannst du großartige Kunstwerke schaffen – von Grußkarten über Geschenkpapier bis hin zu individuellen Verpackungen.
Ich habe dir ein paar Bilder meiner eigenen Stempel angehängt. Die Pinguine, die du siehst, gehören zu meinen allerersten Stempeln. Ich habe sie auf einen Stempelholz geklebt, was das Handling erleichtert und ein gleichmäßigeres Druckergebnis ermöglicht.
Sogar meinen Logostempel habe ich selbst geschnitzt – das war 2018. Bis heute verwende ich ihn regelmäßig für den Versand von Kundenbestellungen, und er hat sich immer bewährt. In meinem Shop biete ich die Möglichkeit an, ein gestempeltes Poster nach Wünschen zu kaufen, schau es dir mal an – hier.
Ich hoffe, dass dich dieses kleine Projekt inspiriert hat und du viel Freude an deinen eigenen Stempeln hast! 😊
Erstveröffentlichung: 09/2018 – Überarbeitung: 01/2025